Otto Behaghel

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Otto Behaghel

Wilhelm Maximilian Otto Behaghel (* 3. Mai 1854 in Karlsruhe; † 9. Oktober 1936 in München) war ein deutscher Germanist und Professor an den Universitäten Heidelberg, Basel und Gießen.

Otto Behaghel war der Sohn des Oberkirchenrats Felix Behaghel (1822–1888) und seiner Frau Pauline, geborene Wielandt (1827–1901). Er besuchte die Vorschule sowie das Gymnasium in Karlsruhe und absolvierte 1872/73 seinen Militärdienst in einem badischen Regiment, wo er als Leutnant der Reserve entlassen wurde. Anschließend studierte er von 1873 bis 1876 an den Universitäten Heidelberg, Göttingen und Paris, wobei besonders Karl Bartsch einen wesentlichen Einfluss auf den jungen Studenten ausübte.

Am 22. April 1876 promovierte er in Heidelberg mit dem Thema Die Modi im Heliand, ein Versuch auf dem Gebiete der Syntax zum Doktor der Philosophie. 1877 absolvierte er sein philosophisches Staatsexamen und 1878 habilitierte er sich als Privatdozent für germanische und romanische Philologie mit dem Thema Die Zeitfolge der abhängigen Rede im Deutschen in Heidelberg. Hier gründete er mit Fritz Neumann 1880 das Literaturblatt für Germanische und Romanische Philologie, und 1882 wurde er an der Universität Heidelberg außerordentlicher Professor.

Am 9. Juni 1883 wurde er ordentlicher Professor der deutschen Philologie an der Universität Basel und am 30. Juni 1888 Professor für Germanistik an der Universität Gießen. Dort beteiligte er sich auch an organisatorischen Aufgaben und war 1895, 1905 sowie 1907 Rektor der Alma Mater.

Behaghel leistete theoretische Beiträge zur deutschen und mittelhochdeutschen Sprache. Er formulierte die Behaghelschen Gesetze. Besonders auf das Gesetz der wachsenden Glieder wird in der aktuellen Thema-Rhema-Gliederungs-Forschung und in der Quantitativen Linguistik noch häufig Bezug genommen.

1896 war Behaghel Mitglied der Ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. Seit 1912 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[1] 1928 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt.[2] Die Philologisch-Historische Verbindung Gießen im Naumburger Kartellverband ernannte ihn zum Ehrenmitglied.[3]

Am 2. August 1887 heiratete Otto Behaghel Klara Elisabeth Maria Dorothea Zöller (1866–1924), eine Tochter des Chemikers Philipp Zöller. Aus der Ehe sind die Tochter Elisabeth (* 5. Februar 1890 in Gießen; † 1967) und der Sohn Otto bekannt, der außerordentlicher Professor der Chemie an der Universität Gießen war.

  • Eneit. 1882
  • Hebels Werke, Briefe v. Johann Peter Hebel. 1883
  • Die deutsche Sprache. 1886 (1. Auflage), 1904 (3. Aufl.), 1907 (4. Aufl.), 1954 (11. Aufl.)
  • Schriftsprache und Mundart. 1896
  • Die Zeitfolge der abhängigen Rede. 1878
  • Geschichte der deutschen Sprache. 1891; 5. Auflage: Berlin 1928.
  • Syntax des Heliand. 1897
  • Gebrauch der Zeitform im konjunktiven Nebensatz der Deutschen. 1898
  • Der Heliand und die angelsächsische Genisis. 1902, 1908 (2. Aufl.)
  • Bewusstes und Unbewusstes im dichterischen Schaffen. Akademische Rede, Gießen 1906
  • Deutsche Syntax. 4 Bände. Heidelberg 1923–1928.
  • Zum Gebrauch von „und“. In: Zeitschrift für deutsche Wortforschung. 6 (1904/05), S. 366–368.
  • Karl-Heinz Best: Otto Behaghel (1854–1936). In: Glottometrics. 14, 2007, S. 80–86 (PDF Volltext). (Wiederabdruck in: Karl-Heinz Best (Hrsg.): Studien zur Geschichte der Quantitativen Linguistik. Band 1. RAM-Verlag, Lüdenscheid 2015, S. 14–20. ISBN 978-3-942303-30-9.)
  • Wolfgang Georg Bayerer: Findbuch zum Nachlass Otto Behaghel (1854–1936). (= Berichte und Arbeiten aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv Gießen; 45/1993). Universitätsbibliothek Gießen, Gießen 1993 (Digitalisat), (PDF)
  • Hannelore Götz, Klaus-Dieter Rack: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Ergänzungsband: Biographische Nachweise für die Erste Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen. (Darmstädter Archivschriften 10), Darmstadt 1995, S. 39.
  • Herman Haupt, Georg Lehnert: Chronik der Universität Gießen, 1607–1907. Alfred Tölpelmann, Gießen, 1907, S. [53] (Digitalisat).
  • Christoph König (Hrsg.), unter Mitarbeit von Birgit Wägenbaur u. a.: Internationales Germanistenlexikon 1800–1950. Band 1: A–G. De Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-015485-4, S. 119 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 68.
  • Friedrich MaurerBehaghel, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 747 f. (Digitalisat).
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, S. 152.
Wikisource: Otto Behaghel – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

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  1. Mitgliedseintrag von Otto Behaghel bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 5. Januar 2017.
  2. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 34.
  3. M. Göbel, A. Kiock, Richard Eckert (Hrsg.): Verzeichnis der Alten Herren und Ehrenmitglieder des Naumburger Kartell-Verbandes Klassisch-Philologischer Vereine an deutschen Hochschulen, A. Favorke, Breslau 1913, S. 58.
  4. Großherzogliche Ordenskanzlei: Großherzoglich hessische Ordensliste 1914, Staatsverlag, Darmstadt 1913, S. 7